Sara wollte ihren Sohn zu einem Termin beim Augenarzt am anderen Ende der Stadt bringen. Die Frau bat darum, von der Arbeit nach Hause gehen zu dürfen, da sie im Voraus wusste, dass der Arztbesuch einen halben Tag dauern würde. Mutter und Sohn kehrten müde und hungrig nach Hause zurück.
Nachdem sie eine Weile nachgedacht hatte, beschloss Sara, ihren Mann anzurufen: Vielleicht könnte er sie mit dem Auto abholen. Ihr Mann sagte, er sei beschäftigt, bot aber an, bei seiner Mutter vorbeizukommen, die in der Nähe wohnte. Die Frau hatte keine große Lust, uneingeladen zu erscheinen, aber ihr Mann versicherte ihr, dass er auch bald da sein würde, und dann würde die Familie mit dem Auto nach Hause fahren.
Sarah mag es nicht, mit leeren Händen nach Hause zu kommen, also kaufte sie unterwegs Pralinen und Kekse für den Tee. So wurde sie erzogen.
Mama und ihr Sohn kamen bei der Großmutter an. Zu Hause duftete es appetitlich nach gefülltem Kraut, Bratkartoffeln und Hering. Sowohl Sara als auch der Junge hatten am Morgen gegessen, so dass der Geruch des Essens sie zu sabbern begann.
Ihre Schwiegermutter und ihr Schwiegervater aßen gerade zu Abend: Sie beendeten ihre Kohlrouladen und begannen mit den Kartoffeln mit Hering und Salat. Sara wollte gerade in die Küche gehen, als ihre Schwiegermutter sie abrupt aufhielt und die Gäste ins Wohnzimmer schickte, um dort zu warten, und sagte, wenn sie fertig seien, würden wir gemeinsam Tee trinken.
Sara war völlig geschockt und verlor sogar ihren Appetit. Schön für sie, aber wie konnte man seinen eigenen Enkel nicht füttern? Zumindest aus Höflichkeit, um den Gästen ein Abendessen anzubieten.
Die Gastgeber kamen ins Wohnzimmer und brachten Tee, aber Sarah lehnte ab. Die Frau hatte keine Lust auf Gesellschaft, also saß sie nur da und hörte sich die Geschichten ihres Schwiegervaters an. Ihr Sohn trank Tee mit Süßigkeiten, die sie ebenfalls mitgebracht hatten.
Als die Familie mit dem Auto nach Hause fuhr, erzählte Sara ihrem Mann die ganze Geschichte. Die Frau fragte sich, ob ihr Mann seine Mutter vor den Gästen gewarnt hatte. Es stellte sich heraus, dass ihre Schwiegermutter wusste, dass sie kommen würden. Daraufhin fragte Sara ihren Ehemann:
“Warum hat die Großmutter dann ihren Enkel nicht gefüttert?”
Er antwortete, es sei nichts Schlimmes passiert, niemand sei verletzt worden. Er erinnerte sie auch daran, dass seine Mutter fast nie mit uns zu Abend aß.
Sara war sehr verletzt, dass ihr Ehepartner nicht auf ihrer Seite stand. Die Frau konnte die Haltung ihres geliebten Mannes lange Zeit nicht vergessen, denn es ging um seinen Sohn. Sara vermied ein Jahr lang den Kontakt zu ihrer Schwiegermutter, sie kam nie zu Besuch.