**Tagebucheintrag**
Ich bin 44 Jahre alt und in einer Familie aufgewachsen, von der viele nur träumen könnten. Meine fürsorglichen Eltern beide Ärzte mit eigenen Praxen in einem kleinen Dorf nahe München und mein Bruder, mein bester Freund seit Kindertagen bis ins Jugendalter. Ein Bild vollkommener Harmonie, in dem jeder Tag von Wärme und Unterstützung geprägt war. Doch alles änderte sich, als sie in mein Leben trat die Frau, die meine Welt auf den Kopf stellte und schließlich in Stücke riss.
Ich lernte Greta im ersten Jahr meines Studiums kennen. Sie war mein komplettes Gegenteil, wie Tag und Nacht. Ihre Kindheit verbrachte sie im Waisenhaus, bis sie mit elf Jahren adoptiert wurde. Doch das Glück währte nur kurz ihre Adoptiveltern ließen sich scheiden, und Greta blieb bei ihrer Mutter, die bald dem Alkohol verfiel. Die Beziehung zu ihrem Vater brach fast ganz ab. Ihr Leben war ein Kampf, doch sie hielt sich mit eisernem Willen und dem Entschluss, sich aus ihrer Vergangenheit zu befreien. Nach dem Abitur begann sie ihr Studium, finanzierte es mit zwei Jobs, lernte bis spät in die Nacht und schloss mit Auszeichnung ab. Diese Stärke faszinierte mich.
Unsere Beziehung begann wie ein Märchen bis ich sie mit nach Hause brachte. Greta, die in Armut aufgewachsen war, betrachtete unser behagliches Haus mit kaum verhohlenem Abscheu. Damals sagte sie nichts, doch später, mitten in einem Streit, schrie sie, wir seien arrogante Bonzen, die in einer Scheinwelt lebten. Ihre Worte trafen mich wie ein Blitz, doch ich schluckte meinen Stolz herunter und schob es auf ihre schwere Vergangenheit. Wir überwanden die Krise, obwohl sich bereits ein Riss zeigte.
Vor der Hochzeit erzählte ich ihr, dass meine Eltern die Zeremonie bezahlen wollten. Greta fuhr auf wie eine Furie: Ich will ihnen nichts schulden! Ihre Stimme zitterte vor Wut, und ich wusste nicht, wie ich sie beruhigen sollte. Heimlich sprach ich mit meinen Eltern, und um Streit zu vermeiden, gaben sie mir diskret das Geld. Greta gegenüber schwieg ich. Die Hochzeit war wunderschön, und sie war stolz, weil sie glaubte, wir hätten alles allein geschafft. Ich sagte nichts, aus Angst, ihre Illusion zu zerstören.
Als wir erfuhren, dass wir eine Tochter erwarten würden, strahlten meine Eltern vor Glück. Eines Tages brachten sie Babykleidung mit winzige Kleidchen und Strampler. Ich erwartete einen Sturm, doch Greta lächelte unerwartet und bedankte sich. Doch sobald die Tür hinter ihnen ins Schloss fiel, erklärte sie eisig: Keine Geschenke mehr von deinen Eltern. Ich wagte nicht, mit Mutter und Vater darüber zu sprechen ihre Freude über ihre Enkelin war so aufrichtig, dass ich sie nicht trüben wollte. Auf ihre Fragen, was wir noch bräuchten, log ich und behauptete, wir hätten schon alles besorgt.
Doch der Sturm brach los, noch bevor das Kind zur Welt kam. Meine Eltern brachten unangemeldet einen neuen Kinderwagen teuer, genau den, den wir im Laden gesehen hatten. Greta erbleichte: Das ist überflüssiger Luxus, nehmt ihn zurück! Die Worte prasselten herab, und ein Streit entbrannte. Sie schrie, beschimpfte sie, während ich wie vom Donner gerührt dastand. Der Besuch endete im Skandal, und kurz darauf setzten vorzeitige Wehen ein. Und wen beschuldigte sie? Meine Eltern! Sie behauptete, der Stress sei ihre Schuld. Zum ersten Mal widersetzte ich mich: Du liegst falsch, sie sind nicht verantwortlich!
Dann stellte sie mich vor eine grausame Wahl entweder bleibe ich bei ihr und unserer Tochter, breche aber komplett mit meinen Eltern und meinem Bruder, ohne auch nur einen Cent von ihnen anzunehmen, oder ich lasse mich scheiden und sehe mein Kind nie wieder. Mein Herz zersprang, mein Blut pochte in den Schläfen. Was sollte ich tun? Ich entschied mich für meine Frau und meine Tochter und wandte mich von der Familie ab, die mir immer bedingungslose Liebe gegeben hatte. Ich verzichtete auf die Zuneigung meiner Eltern, auf das Erbe, das uns ein sorgenfreies Leben hätte ermöglichen können. Wir zogen in eine andere Stadt, weit weg von der Vergangenheit.
Zwölf Jahre lang hörte ich nicht die Stimme meiner Mutter, küsste nicht meinen Vater, lachte nicht mit meinem Bruder. Ich arbeite als Lehrer an einer Schule, und jeden Monatsende beginnt das Rechnen, um über die Runden zu kommen. Wir leben sparsam, fast in Armut, weil Greta es hasst, Hilfe anzunehmen. Ich sehe sie an und erkenne die junge Frau nicht wieder, die mich einst mit ihrer Stärke beeindruckte. Jetzt sehe ich nur Wut sie hasst die Welt, macht alle verantwortlich dafür, dass ihr Leben nicht so ist wie das der anderen. Was ich einst an ihr liebte, ist zu Abscheu geworden und frisst mich innerlich auf.
Ich denke an Scheidung. Die Kinder sind älter, und ich hoffe, sie werden verstehen, warum ich nicht mehr so leben kann. Ich habe mich in Greta getäuscht brutal und unwiderruflich. Ihr Stolz, den ich einst für Stärke hielt, entpuppte sich als Gift, das alles vergiftete. Nun stehe ich vor den Trümmern meines Lebens und frage mich: Wie konnte ich nur so blind sein? Wie konnte ich meine Familie für eine Frau opfern, die sogar den Schatten des Glücks hasst?
**Lehre:** Manchmal ist das, was uns anzieht, genau das, was uns am Ende zerstört. Und der Preis für falschen Stolz ist oft das, was uns am meisten bedeutet.