Ich sitze eines Tages gelangweilt auf der Arbeit. Ich bin kein Faulpelz, es ist nur so, dass an diesem Tag unser Programm kaputt war und wir ohne es nichts machen konnten, wir haben nur auf die IT-Leute gewartet und waren sprachlos. Und dann bekomme ich einen Anruf. Ich nehme den Hörer ab und höre:
– Hallo, Tochter, bitte komm vorbei, ich bin am Boden. Hilf mir.
Ich bin wie betäubt. Die Stimme war mir fremd, und ich hatte das Gefühl, dass es sich um eine ältere Person handelte, die wirklich Hilfe brauchte. Ich beschloss, nicht aufzulegen, sondern mehr Informationen einzuholen.
– Was ist los, wie kann ich helfen? Wie lautet Ihre Adresse?
Zuerst war die Frau auch verwirrt, weil sie offenbar merkte, dass sie am falschen Ort war, aber aus Verzweiflung gab sie mir trotzdem die Adresse. Sie lag ganz in der Nähe meiner Arbeit. Ich fragte sie, was passiert sei. Sie war dabei, einen Schrank abzustauben, ein Hocker war zerbrochen, und Oma war gestürzt und hatte sich dabei schwer am Bein verletzt.
Ich warnte den Chef, dass ich mich eine Weile zurückhalten würde, und eilte zu Hilfe. Auf dem Weg dorthin wählte ich die Nummer des Krankenwagens und rief die richtige Adresse an. Als ich dort ankam, war die Tür nicht verschlossen. Als ich die Wohnung betrat, sah ich genau dieselbe Frau. Sie lag auf den Ellbogen, ihr Bein war eindeutig am Knie ausgekugelt. Als medizinisch unbedarfter Mensch dachte ich nur daran, eine kalte Kompresse anzulegen.
Meine Großmutter hatte große Schmerzen, stöhnte, Tränen flossen ihr aus den Augen. Mit klopfendem Herzen umarmte ich sie und beruhigte sie, so gut ich konnte, bis die Ärzte eintrafen. Während sie sich um sie kümmerten, sprach ich mit der Tochter der alten Dame und sagte ihr, in welches Krankenhaus sie ihre Mutter bringen würden. Ich sagte, ich würde die Wohnung abschließen und die Schlüssel in den Briefkasten werfen.
Zurück auf der Arbeit fragte ich mich, wie es ihr ging. Am nächsten Tag besuchte ich sie im Krankenhaus. Alles war in Ordnung, sie bedankte sich bei mir und lud mich zu einem Besuch ein. Bald darauf wurde sie entlassen. Manchmal besuche ich sie zum Tee. Wir haben uns mit ihrer Tochter angefreundet, und sie gehören zu den wunderbarsten Menschen, die ich kenne.
Ich frage mich oft, was passiert wäre, wenn ich damals aufgelegt hätte. Ich hätte es nie erfahren. Ich würde gerne glauben, dass, Gott bewahre, natürlich auch meinen Eltern eines Tages von so jemandem geholfen worden wäre.